Der Termin für unseren diesjährigen RWM-Abend in der Bürgerhalle in Anröchte war eine Punktlandung. Auch zahlreiche Landwirte aus der Region hatten zuletzt im Rahmen der aktuellen Protestwelle auf ihre schwierige Situation aufmerksam gemacht und erfuhren dadurch Unterstützung durch die Genossenschaft.
„Wir ziehen lautstark an einem Strang und freuen uns darüber, dass die öffentlichen Aktionen hier und in Berlin eine gesellschaftliche Diskussion zur Bedeutung der Landwirtschaft in Gang gesetzt haben“, sagte Thomas Röper-Schültken, Vorstandsvorsitzender der RWM, in seiner Begrüßung vor rund 1000 Gästen.
Der Grund für die massive Unzufriedenheit der Landwirte liege im „Zick-Zack-Kurs der Ampel-Regierung: In Deutschland schaffen wir es, ohne fremde Hilfe jede Menge Mist zu bauen“, spielte Röper-Schültken auf überbordende Bürokratie und Regulierung an: „Die Gängelung kommt aus Berlin aber auch aus Brüssel und führt – wenn sich nichts ändert – sicher zu einem nachhaltigen Höfesterben.“ Den Worten aus der Politik müssten jetzt Taten folgen. Sonst würden die Proteste weitergeführt.
Röper-Schültken machte deutlich, dass die RWM die Anliegen der Landwirte vollumfänglich unterstütze: „Unser Motto lautet: ‚Gemeinsam stark in der Region‘ – und das gilt auch und ganz besonders in unruhigen Zeiten, in denen Solidarität gefordert ist.“
Das Leitwort „Miteinander“ kennzeichnete den jüngsten RWM-Abend auch in weiterer Hinsicht. Denn traditionell lädt die RWM prominente Gastredner ein, die Impulse geben. In diesem Jahr war es der Arzt, Wissenschaftler und Autor Prof. Dr. med. Dietrich Grönemeyer. Er zeigte gleich zu Beginn seine Unterstützung für die Anliegen der Landwirte gegenüber der Politik und erntete großen Applaus: „Landwirte und Mediziner sind Verbündete und haben ein gemeinsames Ziel: Sie setzen sich dafür ein, dass sich die Menschen gut und gesund ernähren – mit Lebensmitteln aus der Region.“ Grönemeyer forderte dazu auf, „den Menschen wieder in den Mittelpunkt zu stellen“, mahnte aber auch gleichzeitig, dass Jede und Jeder selbst für sich Gesundheitsförderung betreiben könne: „Sitzen und Nichtbewegen sind das neue Rauchen und können tödlich enden.“ Landwirte seien diesbezüglich weniger gefährdet, da sie sich im beruflichen Alltag viel bewegten. Zur weiteren Motivation streute der Mediziner einige Bewegungsübungen in seinen Vortrag ein und sorgte damit für Auflockerung.
Die Lachmuskeln hatte der Comedian Rüdiger Hoffmann im Visier, der über den Einkauf im Internet und die damit verbundene Diskussion bei der Kleider-Anprobe philosophierte und ein wenig erbauendes Schulkonzert thematisierte.
Ludger Kahr, Aufsichtsratsvorsitzender der RWM, schloss den Abend mit einem Resümee zu einem „turbulenten Jahr 2023“ und griff noch einmal die aktuelle Protestwelle der Landwirte auf: „Ich bin stolz auf unseren Berufsstand, der sich zuletzt lautstark, aber friedlich Gehör verschafft hat. Unsere Genossenschaft ist Teil der Bewegung und wir sind mit aufgestanden, um die Politik wachzurütteln. Jetzt hoffen wir auf die richtigen Weichenstellungen, damit wir gemeinsam eine Zukunft haben.“