Gravierend variierend

Ernte 2017 beginnt – wieder zu wenig Regen

Einen schönen Landregen, aber bitte wohl dosiert - das wünschen sich die Landwirte im Kreis Paderborn. Dem Getreide wird aber auch das wohl nicht mehr helfen.

Im Dritten Jahr hintereinander war das Frühjahr zu trocken, um eine optimale Ernte einfahren zu können. Auch die Frostperiode im April habe dem Getreide, vor allem aber auch dem Obst, geschadet. Wie die Ernte ausfallen wird, wissen Kreislandwirt Johannes Giesguth und Ferdinand Falk von der Landwirtschaftskammer dennoch nicht zu prognostizieren. »Die Erträge werden gravierend variieren«, ist Falke sicher. Dort, wo Böden keine Wasserhaltekraft (wie etwa sandige Böden) hätten, werde die Ernte schlechter ausfallen als auf Lehmböden. Wie es in den Rapsschoten  aussehe, sei ebenfalls nicht vorherzusagen.

Falke rechnet mit einem durchschnittlichen Ergebnis. » Die Bestände sahen erst gut aus. Dann fehlte der Niederschlag, so dass auch manche taube Schote dabei ist« so Falke. Jetzt könne Regen aber allenfalls noch dem Mais und dem Grünland Segen bringen.

Für die Landwirte stellt sich die Frage, wie sie auf die veränderten Wetterverhältnisse reagieren können. »Vielleicht mit anderen Sorten, die eine kurze Vegetationsphase haben und weniger Wasser benötigen«, blickt Johannes Giesguth in die Zukunft, während Ferdinand Falke der Trockenheit auch noch etwas Gutes abgewinnen kann. Probleme mit Pilzkrankheiten habe es weniger gegeben, so dass auch weniger Fungizide eingesetzt werden mussten. Uns natürlich seien bisher Hagel- und Sturmverluste ausgeblieben.

Insgesamt werden im Kreis Paderborn 45.000 Hektar Ackerfläche bewirtschaftet. Beim Anbau spielt das Getreide (30.000 Hektar) nach wie vor die erste Rolle. Der Mais belegt etwa 10.000 Hektar, 15.000 Hektar sind Grünland. Die Getreidepreise werden nach Einschätzung Giesguths auf Vorjahresniveau bleiben. Sollten künftig jedoch weitere Trockenperioden die Erträge beeinträchtigen, stiegen natürlich die Preise.

Giesguth bedauert zudem, dass die vor zwei Jahren initiierte Eiweißstrategie aufgrund neuer EU-Vorgaben nun scheitert. Auf fünf Prozent ihrer Flächen (ökologische  Vorrangflächen) hatten die Bauern eiweißhaltige Pflanzen wie die Ackerbohne kultiviert. Sie sollte die Futtermittel ergänzen und gleichzeitig die Sojaeinfuhr aus Südamerika reduzieren. Die Pflanzen seien aber sehr anfällig für Läuse und Pilze, so dass Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden müssen. Diese seien künftig aber auf ökologischen Vorrangflächen verboten. So bliebe nur der Anbau von Blühstreifen.

Bereits in der nächsten Woche kann in Teilen des Kreisgebietes gemäht werden. Dann werden auch die fünf Mähdrescher des Thüler Lohnunternehmers Johannes Scherf in jeder günstigen Minute unterwegs sein. Die Giganten der Kornfelder mähen etwa vier Hektar  pro Stunde. Sie werden aber nicht nur auf Feldern, sondern auch auf Straßen unterwegs sein. Scherf  bittet  daher um gegenseitige Rücksicht unter den Verkehrsteilnehmern.

Text und Foto: Westfälisches Volksblatt vom 28.06.2017

Dominik Scherf ist startbereit. Fünf Mähdrescher hat sein Onkel, der Thüler Lohnunternehmer Johannes Scherf (unten rechts) im Einsatz, wenn die heiße Phase der Ernte nächste Woche beginnt. Kreislandwirt Johannes Giesguth (unten links) und Ferdinand Falke von der Landwirtschaftskammer erwarten eine sehr unterschiedliche Ernte in den verschiedenen Bereichen des Kreises Paderborn. Foto: Neesen (Westfälisches Volksblatt)