Manuell betriebene Nähmaschinen waren im vergangenen Jahrhundert in der Region weit verbreitet. Galt es doch, selbst Neues zu schaffen und Gebrauchtes zu reparieren. Eine wahrlich historische Nähmaschine hat jetzt ihre nunmehr letzte Reise angetreten – und gelangt demnächst ins Licht der Öffentlichkeit.
„Wir hatten in unserem Bestand eine Nähmaschine, die ein echtes Schattendasein fristete“, sagt Meike Gussen, Leiterin des Raiffeisen-Marktes Echtrop. „Zuletzt haben wir sie von einer Ecke in die andere geräumt. Irgendwann sind wir neugierig geworden und haben ein wenig geforscht. Dabei konnten wir mit Hilfe von lokalen Experten Licht ins Dunkel bringen und haben uns entschlossen, dass die Nähmaschine einen würdigen Platz im Museum bekommen soll.“
Lange Zeit wurde die Nähmaschine in der Echtroper Mühle genutzt. Die Mühle war bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts als Getreidemühle im Einsatz. Noch in den 1950er- und 1960er-Jahren haben die Eigner die Mühle mit Gebäuden erweitert. Doch in den Folgejahren stellten immer mehr Kleinmühlen den Betrieb ein – so auch die Echtroper Mühle. 1973 übernahm die Westfälische Kornverkaufsgenossenschaft Soest die Mühle – und damit auch die Nähmaschine.
Ein Kunde des Raiffeisen-Marktes erinnerte sich im Gespräch mit Meike Gussen an eine Begebenheit: „Als letzte Näherin reparierte Änne Löbbecke vom Teigelhof auf dieser Nähmaschine Getreide- und Mehlsäcke, die zerrissen oder von Mäusen zerfressen waren. Sie arbeitete in der Mühle während des Zweiten Weltkrieges und noch mehrere Jahre danach.“
Jetzt wurde die Nähmaschine an den Heimatverein Niederense übergeben. Dieser betreibt ein Museum und erweitert in den nächsten Monaten die Räumlichkeiten, sodass ab 2021 neben der Nähmaschine mit ihrer bewegten Geschichte viele weitere regionale Kostbarkeiten bestaunt werden können.